Architekturzentrum Wien  
 

 
 
Az W in Napa: The Austrian Winery Boom

Veranstaltungsort: COPIA
Ausstellung: 28. März 2008 - 25. Mai 2008
Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do , Fr, Sa, So: 10 - 17 Uhr
dienstags geschlossen
Eröffnung: Donnerstag, 27. März 2008, 18 Uhr

Internationale Stararchitekten entwerfen und bauen heute weltweit spektakuläre neue Weingüter. Im Gegenzug dazu hat sich im Osten und Südosten Österreichs eine international einzigartige neue Szene der Symbiose von zeitgenössischer Architektur mit Weinbau konsequent bemerkbar gemacht. Die Ausstellung “The Austrian Winery Boom” präsentiert erstmals eine fundierte österreichische Bestandsaufnahme.

WeinArchitektur – Die Genese
Seit mehreren Jahren beobachtet das Architekturzentrum Wien die spannende Entwicklung des Verhältnisses von Wein und Architektur. Frankreich und das kalifornische Napa Valley läuteten in den 1980er Jahren den Aufbruch in ein neues Zeitalter der WeinArchitektur ein: In einer Ausstellung im Centre Pompidou in Paris unter dem Titel “Chateau Bordeaux” (1988) wurde erstmals thematisiert, dass die kulturelle Vermittlung des Weines maßgeblich auch über Architektur erfolgt. In Kalifornien wurde gleichzeitig mit offensivem und publikumswirksamem Marketing nach neuen Konzepten gesucht und die Vermarktung mit Hilfe von Architektur gestartet. Die zentrale Botschaft lautete: Wein ist nicht Alkohol, Wein ist Kultur. Zeitgleich machte Österreich 1985 mit dem Weinskandal international Schlagzeilen. Die Folge war, dass jene Winzer, die auf Qualität setzten, sich verstärkt international positionierten, um das Renomée des österreichischen Weines zu heben. Zusätzlich haben der Generationswechsel in vielen Weinbaubetrieben, eine Orientierung an international gültigen Produktions- und Qualitätsstandards, eine Umstrukturierung der Betriebe (vom Teilerwerb zum Vollerwerb), sowie regionale oder EU-Förderungen als zusätzlicher Stimulus zur Entscheidung vieler Winzer geführt, ihren Betrieb baulich zu vergrößern oder zu verändern. Marketing-Aspekte und architektonische Corporate Identity spielten dabei keine bedeutende Rolle, vielmehr ging es darum, ein architektonisches und funktionales Pendant entsprechend der Qualitätsweinerzeugung zu finden.

Das österreichische Weinwunder
Mit der Ausstellung “WeinArchitektur. Vom Keller zum Kult” im Jahr 2005 proklamierte das Architekturzentrum Wien ein neues “Silikon Valley des Weins” in Österreich. Nicht länger die Garage dient der Kreation und dem Ausbau edler Tropfen von Gols bis Gamlitz, vielmehr bieten elegante Sichtbetonhallen und wohlgestaltete Holzboxen den Rahmen zum optimierten Produzieren, stilvollen Degustieren und angeregten Diskutieren. Das Kennzeichnende und Erstaunliche für die österreichische Situation ist die Vielzahl an in den letzten 20 Jahren entstandenen hochwertigen Projekten: Keine andere Branche ist in einer derart herausragenden Dichte die erfolgreiche Allianz mit zeitgenössischer Architektur eingegangen wie die der österreichischen Weinbauern. So wie im 19. Jahrhundert die Industrialisierung mit ihren Fabriken ganze Landstriche durch ihre Bautypologien neu definierte, hat heute die österreichische Weinwirtschaft eine regionale baukulturelle Identität geschaffen. Die Zusammenarbeit von Winzern mit Architekten begründet sich zum einen auf der Tatsache, dass veränderte technische Standards neue Räume mit einer hohen logistischen und technischen Komplexität erforderten, und für diese vielschichtige Aufgabe professionelle Partner gefunden wurden. Zum anderen haben sich junge ArchitektInnen nach ihrem Studium in Wien oder Graz auf ihre regionalen Wurzeln rückbesonnen und zeitgenössische Architektur in die Regionen getragen. In einigen Fällen kamen Architekten als Kunden und Weinbauern über Weingenuss und Profession ins Gespräch. Drei österreichische Architekten (Hempel + Fonatti, Anton Mayerhofer und Werner Schüttmayr) waren maßgeblich daran beteiligt, die neue Bautypologie zu formulieren und eine Zusammenarbeit mit Winzern beispielhaft zu etablieren. Die Projekte haben sich von den Funktionsbauten der frühen 1990er Jahre, die den von den Winzern präzise formulierten Produktionsorganigrammen folgten, hin zu immer innovativeren und experimentellen Bauten entwickelt. Die breite Basis in der von Winzern beauftragten Architektur hat die heutigen Spitzenleistungen erst ermöglicht. Die 43 in der Ausstellung präsentierten Projekte engagierter Architektur im Burgenland, in Wien, Niederösterreich und der Steiermark übersetzen die neue, selbstbewusste Kultur des Weines räumlich. WeinArchitektur ist heute ein Abbild der jungen und zeitgenössischen, regionalen Architekturproduktion im Osten Österreichs.

Ausstellung
Die Ausstellung des Architekturzentrum Wien „WeinArchitektur. Vom Keller zum Kult“ aus dem Jahr 2005 neu aufbereitet für das Österreichische Kulturforum in New York.
Neben einer differenzierten Bestandsaufnahme der kulturellen und wirtschaftlichen Situation in Österreich seit den 1980er Jahren, gibt die Ausstellung mit ihren 43 Projekten Auskunft über die Entwicklung vom Schlossweingut zur High-Tech-Weinfactory. Die einzelnen Bauten und architektonischen Interventionen werden durch vielfältige Materialien wie Pläne, Fotos, Modelle und Skizzen, aber auch Weinflaschen der einzelnen Winzer und Weingüter vorgestellt.

Präsentiert werden die einzelnen Projekte in einem modularen System aus Plexiglasschalen in drei unterschiedlichen Größen, die durch avancierte digitale Produktionstechnologie in Wien hergestellt wurden. Verantwortlich für diese innovative Ausstellungsgestaltung zeichnen SPAN (Matias del Campo und Sandra Manninger), die sich mit digitalen Entwurfs- und Fabrikationsmethoden sowie neuen hoch entwickelten Materialien nicht nur in intensiver Forschungsarbeit (in Europa sowie den USA) auseinandersetzen, sondern solche auch in zahlreichen Installationen und Ausstellungsgestaltungen realisieren.

Ausstellung Architekturzentrum Wien, 22.09.2005 – 06.02.2006:
Kuratorin: Kerstin Gust
Co-Kuratorin: Martina Grabensteiner
Mitarbeit Ausstellung: Marion Kuzmany


© Gery Wolf 

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