Architekturzentrum Wien  
 

 
 
Blätter aus der Sammlung - Hintergrund 39 Spalt (German only!)
Die Architektenhandschrift Johannes Spalt: Haus Dr. Draxler, Nussdorf am Attersee, 1987–88

Am Cover der umfassenden, 1995 anlässlich der Frankfurter Buchmesse erschienenen Enzyklopädie zur österreichischen Baugeschichte wird das Haus Draxler zum prototypischen Bau für das 20. Jahrhundert in Österreich proklamiert. Auf den ersten Blick eine irritierende Behauptung, bestimmt doch ein vorspringendes Satteldach – ein „verräumlichter Dachschirm“ (Otto Kapfinger) – die Physiognomie des Hauses. Weiters ist das Dach durch umlaufende Fenster vom Baukörper abgehoben und ostseitig über einen vorspringenden Balkon, der auf zwei Holzstützen ruht, vorgezogen. Im Erdgeschoß befindet sich eine Küche sowie der Wohn- und Essbereich, das Dachgeschoß beherbergt das Schlafzimmer des Bauherrn. Im Untergeschoß ist neben den Technikräumen noch ein Gästezimmer untergebracht. Gekonnt platziert Spalt das Haus in die Landschaft, die Hanglage ermöglicht einen großzügigen Seeblick, der jedoch nicht von allen Geschoßen genutzt wird. Die Öffnungen von innen nach außen werden vom Raumgefüge bestimmt. Im Wohnbereich lenken eine Sitznische mit Kamin und ein Essplatz mit Erker die Blickachsen. Erst im Schafzimmer des Dachgeschoßes öffnet sich der Blick in die Landschaft. Johannes Spalts Wissen über die unterschiedlichsten Wohntraditionen fließt hier ebenso ein wie sein Bestreben, die unterschiedlichsten Qualitäten, wie Licht für die Bewohner, erfahrbar zu machen.


Der lang gestreckte Baukörper orientiert sich an den traditionellen Bauformen der Umgebung, in seinen reduzierten klaren Formen hebt sich er sich zugleich wohltuend vom „alpenländischen Gebirgsstil“ der angrenzenden Bebauung ab. Von amtlicher Seite wurde diese Abweichung als Störung des Landschaftsbildes gesehen und es wurden diverse Abänderungsvorschläge unterbreitet. Letztlich ist es Spalt fast zur Gänze gelungen, seine Planung durchzusetzen.
Die intensive Schulung im Freihandzeichnen während seiner architektonischen Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in der Meisterschule Clemens Holzmeister zeigt sich in den beiden Handzeichnungen Spalts. Die unruhige Strichführung, Ausdruck einer unmittelbaren Niederschrift von Eindrücken und Vorstellungen, ist mehr als nur das schnelle Notieren einer visuellen Idee. Bei der Zeichnung von der Sitznische mit Kamin fühlt man sich an Loos´sche Wohnkonzepte erinnert. Spalt teilt das für die Wiener Moderne so typische Misstrauen gegen einen vordergründigen Zeitgeist. Für Spalt gibt es keine idealtypische Vorstellung einer zeitgemäßen Wohnform, vielmehr gilt es, den Bedürfnissen und Komfortvorstellungen der Bewohner zu entsprechen und sich mit den regionalen Bedingungen auseinanderzusetzen. „Ein Haus ist wie ein Leib, ein Organismus, mit Geheimnis, als Erlebnis empfindbar und nicht im allem erklärbar ...“ (Johannes Spalt)
Text: Monika Platzer
© Architekturzentrum Wien 


Gallery:
Photos from the event "A Book and a Party: Johannes Spalt 90th birthday"

Blätter aus der Sammlung - Hintergrund 39 Spalt (German only!)


Dates:
A Book and a Party: Johannes Spalt 90th birthday


Information:
Karoline Mayer
Tel.: +43 (1) 522 31 15 - 28
Fax: +43 (1) 522 31 17
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