Architekturzentrum Wien  
 

 
 
Blätter aus der Sammlung - Hintergrund 42: Eugen Wörle
Die „Goldene Stiege“ von Eugen Wörle

Anlässlich des 100. Geburtstags von Eugen Wörle (1909–1996) würdigte das Az W eine facettenreiche Persönlichkeit der Wiener Architektur mit einer Ausstellung (19.03.2009 – 06.04.2009) – als Anstoß für eine vertiefende Auseinandersetzung mit einem Œuvre, das mehr als 250 Entwürfe umfasst, einer breiten Öffentlichkeit jedoch in seiner Bandbreite wenig bekannt ist. 2007 erfolgte die Übergabe des Wörle-Archivs durch die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, in der Wörle langjähriger Präsident war, an das Az W.

Ausgebildet an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister, geht Wörle 1934–1957 eine Arbeitsgemeinschaft mit dem ehemaligen Hoffmann-Schüler Max Fellerer ein. Es entstehen u.a. zahlreiche Laden- und Geschäftsbauten, das Hotel auf dem Tulbingerkogel, das Haas-Haus und sein bis heute bekanntester Bau, das Strandbad „Am Gänsehäufel“. Im Rahmen des Wiederaufbaus werden Wörle/Fellerer mit der Instandsetzung des Parlaments beauftragt. Die elegante Neugestaltung des Sitzungssaals verdeutlicht eine architektonische Haltung, die – einer sachlichen Moderne verpflichtet – auf das vorhandene Umfeld stets sensibel reagiert.


1969 erhält die österreichische Siedlungsgemeinschaft Bausparerheim für die Wohnanlage „Goldene Stiege“ den Bauherrenpreis der ZV. Weitere Preisträger sind die Reihenhaussiedlung in Halde von Hans Purin, die Gartenstadt Puchenau von Roland Rainer und die Siedlung Goldtruhe von Hans Puchhammer und Gunther Wawrik. Bei all diesen Projekten wird der Versuch unternommen, eine Wohnform zu ermöglichen, die den Wünschen der Bewohner nach Intimität gerecht wird. Wörle greift den bereits von Loos und Frank verwendeten Typus des Terrassenwohnhauses auf und verbindet die Individualität eines Einfamilienhauses mit den ökonomischen Vorteilen des Geschoßbaus. Gekonnt setzt Wörle den sechsfach abgetreppten Baukörper in den Osthang. Fast alle der 35 Wohnungen bieten eine Wohnfläche von über 100 m2. Den Wohnungen vorgelagert sind über 50 m2 große Terrassen; begrenzt durch Pflanzentröge aus Sichtbeton, die vor neugierigen Blicken schützen. Das hohe Niveau der allgemeinen Einrichtungen – Freibad, Hallenbad, Sauna und Gymnastikraum – waren im sozialen Wohnbau eher unüblich, verweisen aber auf den Qualitätsanspruch dieses Projekts. Qualitätvolles Wohnen ermöglicht in weiterer Folge die von Wörle am Fuß der Terrassenanlage errichtete Villenwohnanlage (1972–1973), die sich im Ensemble mit dem Terrassenhaus zu einer Gartenstadt erweitert.

Text: Monika Platzer
© Architekturzentrum Wien 


Galerie:
Blätter aus der Sammlung - Hintergrund 42: Eugen Wörle


Termine:
Eugen Wörle (1909 – 1996)


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