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(in German)
Erscheinungsjahr: 2009
Inhalt
5 Vorwort Elke Krasny
8 Gary Chang: Home as Tool
20 Hermann Czech: Architektur, von der Produktion her gedacht
38 Astrid Piber/UNStudio: Constraints of Practice
50 Francois Roche/R&Sie(n): BIO[re]BO[o]T.
Ecosophical apparatus & skizoïd machines
Az W Journal
60 Monika Platzer: Alltagsgeschichten aus der Sammlung
62 Ute Waditschatka: a_schaufenster 08 – „150 Jahre Ringstraße“
66 Ylva Haberlandt: Balkan Puzzle
72 Marion Kuzmany: Designsafari Prag und Bratislava
76 Buchbesprechungen
84 Dietmar Steiner: 15 Jahre Az W
86 Kurzbios Autorinnen und Autoren
87 Team Az W
88 Mitglieder Architecture Lounge, xlarge Partner
Vorwort
Architektur beginnt im Kopf
von Elke Krasny
Der 16. Wiener Architekturkongress am 22.11.2008 suchte anlässlich der Ausstellung „Architektur beginnt im Kopf. The Making of Architecture“ das Spannungsverhältnis zwischen dem Potenzial der Werkzeuge und dem Anspruch individueller Kreationsstrategien zu reflektieren, um so in der permanenten Produktion von Architektur innezuhalten. Dieses Innehalten fokussierte auf Architektur vor der Architektur: auf die Methoden und die Prozesse, die Werkzeuge, die Inspirationsquellen und deren Zusammenspiel. Wie das Denken, Imaginieren und Kreieren von Architektur eine spezifische architektonische Wissensproduktion vorantreibt, stand im Mittelpunkt der Konferenz.
Als Begegnung der Reflexion von außen und von innen, von der Position der Feldforschung Architektur sowie der Selbstreflexion von Architekturpraktikern, baute sich ein diskursives Feld des Sprechens mit Architektur auf, welches die Eingänge in das Denken von Architektur als Ausgänge in die Entstehung von Architektur zu deuten, interpretieren und übersetzen suchte.
Die Hypothese lautet, dass Architektur als spezifische Wissensproduktion der Feldforschung bedarf. Diese Methode öffnet das Feld der Architektur vor der Architektur, deren Spezifität über „Site-Specificity“ zu beforschen und analysieren ist. Ein produktives Theoretisieren der Kreationsökonomien, der emotionalen Intelligenz, der Methodologien, der Werkzeuge, der Inspirationsquellen von Architektur im Prozess des Entwerfens, konzentriert sich auf die Übersetzungen der Schritte. Jeder Entwurfsprozess ist ein Prozess der Entscheidungen. Die Entscheidungen werden beeinflusst durch Darstellungen und Darstellbarkeit. In der Darstellung von Ideen artikulieren die Werkzeuge ihre Eigensprachlichkeit, ihr Mitwirken, reflektiert oder strategisch eingesetzt, intuitiv geahnte oder methodisch geschürft. Richtet sich der Blick auf die Darstellung der Ideen als Übersetzungswerkzeug und Artikulation, dann geht es um die Schritte des Dazwischen, um die Zwischenräume zwischen analogen und digitalen Darstellungsformen, zwischen 2D und 3D, als die Räume des Entwurfsfortschritts. Zugleich geht es um die spezifischen zu öffnenden und zu aktivierenden Leerräume der Architekturforschung als Architekturfeldforschung, die die Relationalität der Entwurfsschritte, der Methodologien und Werkzeuge in Übersetzungsverhältnisse bringt.
Die Utopie des Universalwerkzeugs, das die Vorstellungen in den Frühzeiten der Computerisierung beflügelte, wurde auf mehreren Ebenen als Zwangsvorstellung entlarvt. Zum einen ist es die Praxis, die in der weltweiten Feldforschung in Ateliers heute deutlich zeigt, dass das Arsenal der Werkzeuge ein höchst hybrides ist. Vom Bleistift bis zu Render Engines, vom Stanleymesser über Modelling Clay, von Klopapierrollen bis zu 3D-CNC-Fräsen, vom Building Information Modelling bis zu eigenen Scripts, von Wasserfarben bis zu zerknülltem Papier, von Orchideen bis zu Gewehren oder Lego – die Fülle der aufgefundenen und verwendeten Werkzeuge vereint „non-standard“ und „standard“. In den Standardwerkzeugen ist es der Non-Standard-Einsatz, der ausgereizt wird. In den durch individualisierte Kreationsökonomien ersonnenen Werkzeugen ist es deren Potenzial als Entwurfstrigger, dem nachgegangen wird. Zum anderen ist es der Zweifel an der Dominanz des einen Werkzeugs Computer, auf dessen Intelligenz mit der Strömung der Welle der Gleichartigkeit gesurft werden kann, bis diese Intelligenz zur kreativitätseinschnürenden, normierenden ästhetischen Konvention wird. Im Zusammenspiel dieser beiden Momente, der ständigen Expansion des Arsenals möglicher Werkzeuge als Medien und der kritischen Befragung der Dominanz von Computerprogrammen, muss sich die Figur des Eigenen als Signatur, als Handschrift, als Autorenschaft behaupten.
Die Feldforschung Architektur, die der 16. Wiener Architekturkongress, als Sprechen von innen und von außen artikulierte, zeigte, wie Erwartungen durch Werkzeuge gesteigert werden. Die Dialektik zwischen Vorstellung und Darstellung treibt die Methodik voran. Wie Werkzeuge die Kreativitätsschere verengen oder erweitern, den Zeitdruck steigern oder durch individuelle Listen, Finten, Tricks und Manöver im Entwurf mit und gegen sich selbst gewendet ihre gesteigerte Produktivität entfalten, das stellt sich als herausfordernde Frage bei jedem Entwurfsbeginn aufs Neue. Die Frage nach dem Umgang mit dem, was ist, als Verhandlungsspielraum zwischen Kontext und Kreation, Inspiration und Methode, kennzeichnet die Verfahren. Emotionale Intelligenz und strategische Wiederholbarkeit halten sich als Spannungsverhältnis die auszutarierenden Waagschalen. Die Welt da draußen wird als interpretierbare, zitierbare, verformbare, veränderbare, als Datenstrom in unterschiedlichster Weise in den Entwurfsprozess hineinspielende Realität in die Waagschale geworfen.
Entwurfsprozesse sind weder universalistisch noch uniform, sondern diversifizierter Aufbruch von den Möglichkeiten als vorausgesetzter Standard des kollektiven Wissens, wie es in den Werkzeugen gespeichert ist, in die individualisierte Wissensproduktion Architektur.
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© Az W
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