Architekturzentrum Wien  
 

 
 
Wie bauen? Das Buch der Moderne
Architektur des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Marzona

Pressekonferenz: Dienstag, 07. Oktober 2003, 11:00 Uhr
Eröffnung: Mittwoch, 08. Oktober 2003, 19:00 Uhr
Ausstellung: 09. Okt. 2003 - 02. Feb. 2004
Öffnungszeiten: Täglich 10:00 – 19:00, Mi bis 21:00 Uhr

Die Sammlung Marzona:
Als Kunstsammler ist Egidio Marzona weltweit ein Begriff. Teile seiner mehr als 1000 Kunstwerke umfassenden Sammlung aus den Bereichen Minimal Art, Arte Povera, Conceptual Art und Land Art wurden kürzlich für die Nationalgalerie Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwartskunst Berlin, angekauft. Weniger bekannt ist, dass Egidio Marzona schon früh mit dem Sammeln von Architekturpublikationen begonnen hat und mit seinem eigenen Verlagsprogramm eine thematische Vorliebe für die klassische Moderne zeigt.
Egidio Marzona lebt in Verzegnis (Friaul) Berlin und Wien mit zeitgenössischen Kunstwerken und einem ständig anwachsenden Archiv. Die vom Sammler nach subjektiven Kriterien ausgewählten und zusammengetragenen Bücher werden für die Ausstellung im Architekturzentrum Wien erstmals katalogisiert und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Die mehr als 500 gezeigten Publikationen werden in der Ausstellung nach 8 Sachbereichen (Didaktik, Ismen, Länder, Material und Konstruktion, Monographie, Städtebau, Theorie und Praxis, Wohnbau) geordnet.

Das Buch / Die Moderne:
Im 19. Jahrhundert veränderte sich die Buchproduktion durch den Einsatz neuer Fertigungs- und Darstellungstechniken massiv, wodurch im 20. Jahrhundert die Entwicklung des Buches zum Massenmedium erst ermöglicht wurde. Im 19. Jh. war der architektonische Diskurs auf den Menschen und die Gesellschaft bezogen – in den Texten spiegelt sich eine volkserzieherische Haltung, eine dogmatische Wertsetzung und der Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Gleichzeitig diente das Buch als Provokateur – so werden architektonische Tendenzen und Stile inauguriert und in Szene gesetzt. Die wirtschaftlichen, sozialen und technischen Veränderungen des einsetzenden 20. Jahrhunderts forderten ein radikales Um- und Neudenken in beinahe allen Lebensbereichen.
Inhalte sichtbar zu vermitteln bzw. abzubilden steht im Vordergrund der Buchproduktion der Moderne. Die Bedeutung des Bildes als Träger der modernen Gesinnung rückt verstärkt in den Vordergrund. Neben dem Textbuch entsteht die Form des Bilderbuches – das fotografische Abbild des Objekts wird zum eigenständigen Thema. Bis heute setzt sich die geradezu bis ins kleinste Teil inszenierte fotografische Wiedergabe fort. Das geht so weit, dass Architektur heute den Strukturen der Medien ihrer Repräsentation – Zeichnung, Fotografie, Film , Buch und Zeitschrift – folgen muss, um Bedeutung zu erlangen.
Noch heute, fast 100 Jahre später, erhitzen sich die Gemüter bei der Diskussion über die "Moderne". Kann man die "Moderne" als abgeschlossenes d.h. als historisches Phänomen bezeichnen oder bestimmen nicht ähnliche Fragen und Problemstellungen den heutigen Diskurs?
Der Begriff "Moderne" impliziert Eigenschaften wie fortschrittlich, zeitgenössisch und aufgeklärt – somit steht er im Widerspruch zur vermeintlichen Historizität, gleichzeitig läßt sich der Beginn der Moderne nicht definieren. Die Moderne versteht sich als Ausdruck einer Weltanschauung die u.a. nach neuen Formulierungen sucht. Bücher und Zeitschriften werden zu Leitmedien in der sich die unterschiedlichsten Interpretationsmodelle der Architekten, Kritiker und Rezipienten widerspiegeln.

Die Aussstellung:
Wie Bauen? heißt es im Titel der Ausstellung, darin zeigt sich bereits die Vielschichtigkeit des Themas: Geht es um eine bloße Stilsuche der Heroen der Moderne, das formale Dilemma in welchem "Ismus" gebaut werden soll, oder geht es um die Befreiung der Architektur von der Vereinnahmung durch die reine Form? Oder impliziert der Titel die Propaganda von Technologie im Sinne von Standardisierung und Typisierung?
In der Ausstellung finden sich neben unzähligen Ikonen der architektonischen Geschichtsschreibung auch die eher vernachlässigten Seitenströmungen der Moderne. Innerhalb der Themen sind die Drucksorten chronologisch bzw. thematisch geordnet, dadurch ist es möglich den Verlauf der Debatten und die persönlichen Meinungen der Kontrahenten sowie den Generationenkonflikt mitzuverfolgen. Damit entsteht keine neue Anthologie einer Architekturgeschichte der Moderne mit Anspruch auf Vollständigkeit, sondern eher ein Lesebuch zur Moderne, das einen offenen Ein- und Überblick gewährt.
Die Rhythmisierung von aufgeschlagen und geschlossen, horizontal und vertikal ausgestellten Publikationen ermöglicht einen vielfach verzweigten Lesevorgang und nimmt die Dynamik und Heftigkeit des geführten Diskurses auf. Um eine individuelle Lesart und haptische Erfahrungen zu ermöglichen, steht ein Teil der raren und entsprechend wertvollen Bücher dem Besucher zur Benutzung in der Ausstellung zur Verfügung, zusätzlich kann mithilfe von Reprints eine vertiefende Auseinandersetzung stattfinden.

Die Ausstellungsgestaltung der ArchitektInnen HOLODECK.at in der Alten Halle des Az W nimmt mit fließend geformten Wänden und schwebenden Buchbändern die thematische Gliederung des Materials und die Dynamik des Querlesens auf. Mittels Schichtung, Überlagerung und Vernetzung werden die Publikationen unhierarchisch und vielschichtig präsentiert.

Publikation:
Begleitend zur Ausstellung erscheint die deutsch/englische Publikation "MODERN. Architekturbücher aus der Sammlung Marzona". Mit Texten von Marco De Michelis, Catherine de Smet und einem Gespräch der Herausgeberin Elisabetta Bresciani mit Egidio Marzona. Verlag: Schlebrügge.Editor (Wien), ca. 276 Seiten, 462 Abb. in Farbe, Euro 28.

Projektleitung: Monika Platzer
Kuratorin: Elisabetta Bresciani
Ausstellungsgestaltung: HOLODECK.at







© Pez Hejduk 

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Information:
Ines Purtauf
Telefon: +43 (1) 522 31 15 - 25
Fax: +43 (1) 522 31 17
E-Mail: purtauf@azw.at

 
 
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