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Laufzeit: 13.12.2007 – 14.01.2008, Halle F3 Eröffnung und Podiumsdiskussion: Mi. 12.12.2007, 19:00 Uhr, Podium
In Kooperation mit der TU Wien, Lehrstuhl für Kunstgeschichte / Modellbau
Die Podiumsdiskussion bildet den Auftakt zur Ausstellungseröffnung "Heilige Zeiten".
Eröffnung Dietmar Steiner, Direktor Az W
Podium Ann Katrin Bäumler, Andreas Zeese, Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege Fridolin Welte, Institut für Kunst und Gestaltung, TU Wien Norbert Rodt, Theologe Fritz Gerhard Mayr, Architekt Moderation: Bernhard Steger, Architekt
DIE AUSSTELLUNG Die Ausstellung Heilige Zeiten widmet sich dem Wiener Kirchenbau der Nachkriegszeit, der im internationalen Vergleich sowohl quantitativ als auch hinsichtlich seiner architektonischen Qualität einen herausragenden Stellenwert einnimmt. Bislang zu wenig gewürdigt und im Schatten der Sakralbauten der Vorkriegszeit von Otto Wagner, Jože Plečnik und Robert Kramreiter stehend, werden erstmals die wichtigsten Tendenzen der letzten fünf Jahrzehnte anhand charakteristischer Beispiele dargestellt.
Im Zuge des innerkirchlichen Liturgiediskurses avancierte der christliche Sakralbau ab den 1950er Jahren zu einer zentralen Bauaufgabe, mit der sich erstrangige Architekten wie Le Corbusier, Oscar Niemeyer oder Egon Eiermann auseinandersetzten. In Wien markierte der Wettbewerb für den Neubau der Matzleinsdorfer Pfarrkirche St. Florian 1957 eine künstlerische Weichenstellung: Während der realisierte Bau des Altmeisters Rudolf Schwarz noch eine Bezugnahme auf den traditionellen Bautypus der Basilika erkennen lässt, zeigen die Entwürfe der Arbeitsgruppe 4 (Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Johannes Spalt) bereits das in der Folge vorherrschende Konzept des Quadratraums mit zentral positioniertem Altar. Dieser wird auf Grundlage des Gemeindegedankens in den 1960er Jahren durch Ottokar Uhl, Josef Lackner, Johann Georg Gsteu und Johannes Spalt in vielfältiger Weise dekliniert. Die Entwicklung geht weg von einer architektonisch inszenierten Sakralität hin zu sachlicheren, „profanen“ Raumhüllen, die eine aktive Gestaltung des Gottesdienstes fordern und fördern. Charakteristisch sind modularer Aufbau, pure Materialität, gleichmäßige Ausleuchtung sowie zum Teil die Verwendung vorfabrizierter Elemente. Insbesondere die architektonische und theoretische Auseinandersetzung Ottokar Uhls mit Volksaltar und translozierbaren Kirchen zeigt einerseits das vielfältige Interesse junger Architekten an experimentellen Lösungen und andererseits die Offenheit des Bauherrn „Kirche“, neue Wege zu beschreiten.
Während schon Fritz Wotrubas Kirche „Zur Heiligsten Dreifaltigkeit“ (1974-76) eine radikale Abkehr vom „Wiener Kanon“ bedeutete, etablierte sich mit dem Aufkommen der Postmoderne ein räumlich-architektonischer Pluralismus: Häuselmayers Kirchen (1992-96) weisen mit Kirchturm, Tonnendach, Jocheinteilung und Apsis Elemente des traditionellen Sakralbaus auf und sind zudem durch die exzentrische Positionierung des Altars hierarchisiert. Tesars Kirche „Christus Hoffnung der Welt“ (1997-2000) ist der Versuch, Sakralität mittels Lichtführung und christlicher Symbolik zu erzeugen.
Die Ausstellung ist das Ergebnis eines StudentInnenprojektes an der TU Wien, das in Kooperation mit den Abteilungen Kunstgeschichte und Modellbau durchgeführt wurde. Konzipiert und geleitet von Ann Katrin Bäumler und Andreas Zeese in Zusammenarbeit mit Fridolin Welte werden acht charakteristische Wiener Kirchenbauten der Nachkriegszeit u.a. als Modellrekonstruktionen im Maßstab 1:50 vorgestellt. Ergänzt wird die Präsentation durch Dokumentationen in Text und Bild sowie Fotografien von Margherita Spiluttini.
Impressum / Credits In Kooperation mit der TU Wien, Lehrstuhl für Kunstgeschichte / Modellbau
Idee, Konzeption und Projektleitung von Ausstellung und Katalog: Ann Katrin Bäumler, Andreas Zeese
Konzeption und Leitung Modellbau: Fridolin Welte
Modellbau (Betreuung): Anita Aigner, Walter Fritz, Armin Strasser
Modelle: Maria Aufegger Benedikt Außermair Martina Berlinger Claudia Brenner Angelika Buranics Christina Erlach Marion Faes Azo Feick Julia Frey Martina Gfall Andreas Heidegger Agnes Joszai Matthias Kernbichler Kristina Kiesel Brigitte Kumpfmiller Roland Müller Zuzana Nejedla David Oberhummer Marco Pirsak Marlene Rutzendorfer
Ausstellungsgestaltung: Maria Aufegger, Zuzana Nejedla (Konzept und Ausarbeitung), Claudia Brenner (Mitarbeit)
Zur Ausstellung erscheint eine eigene Publikation: „Wiener Kirchenbau nach 1945 – von Rudolf Schwarz bis Heinz Tesar“, Wien, Selbstverlag, 2007, Hrsg.: Ann Katrin Bäumler, Andreas Zeese. Der zur Ausstellung erscheinende Reader wird mit Mitteln der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien gefördert.
RAHMENPROGRAMMM ZUR AUSSTELLUNG
Alles Gute. Ein Umgang Mo, 17.12.2007, Eintritt frei! Im Rahmen der alljährlichen Adventwanderung „Alles Gute. Ein Umgang“ zeigt sich das Az W passend zur Jahreszeit von der „besinnlichen“ Seite. Der „Stop & Go“ – Pfad durch den 7. Bezirk kommt gegen 21:30 Uhr im Az W an. Hier erwartet die Besucher eine Führung durch die Ausstellung Heilige Zeiten. Wiener Kirchenbau nach 1945, begleitet von „Mess-Glühwein“, Oblatengebäck und Musik. Beginn: 17 Uhr, Hauptbücherei am Gürtel Az W: ca. 21:30 Uhr Ende: 22:30 Uhr, Dschungel Wien
a_schaufenster 05: Heilige Zeiten. Kirchenbau heute Mi, 09.01.2007, 18 Uhr Eintritt frei!
Gäste: Otto Häuselmayer, Heinz Tesar Andreas Lichtblau, Susanna Wagner (lichtblau . wagner) Moderation: Monika Platzer, Az W
Otto Häuselmayer und Heinz Tesar sprechen nach einer Kurzführung von Ann Katrin Bäumler und Andreas Zeese durch die Ausstellung über die Entstehungsgeschichte ihrer ausgestellten Kirchenbauten. Anschließend präsentieren lichtblau . wagner mit Modell und Originalmaterial das Pfarrzentrum Podersdorf und hinterfragen die Rolle des Bauherrn „Kirche“. Ihr Projekt zur umfassenden Erweiterung der historischen Kirche von Podersdorf war 1998 siegreich aus einem zweistufigen Wettbewerb hervorgegangen. Der neue Sonntagsmessraum, Vorraum und Freiflächen, Pfarrsaal und Pfarrheim schaffen eine querliegende Sequenz von Innen- und Außenräumen, die nicht nur auf einen Blickpunkt ausgerichtet sind, sondern im Durchschreiten wahrnehmbar werden. Kirche als öffentlicher Raum bleibt nicht nur Schlagwort, sondern wird für die Architekten zum Programm, das sich in der Nutzung sowie in städtebaulicher Hinsicht manifestiert.
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© Claudia Brenner (Modell: C. Brenner, K. Kiesel). Fritz Wotruba, Zur Heiligsten Dreifaltigkeit, 1974-1976
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