Architekturzentrum Wien  
 

 
 
Architektur beginnt im Kopf. The Making of Architecture
16.10.2008 – 02.02.2009

Laufzeit: 16. Okt. 2008 - 02. Feb. 2009
Eröffnung: Mittwoch, 15.10.08, 19 Uhr
Pressekonferenz: Mittwoch, 15.10.08, 11 Uhr

Während in Paris in einem Architekturbüro auf Tonblöcke geschossen wird, züchtet ein anderes zur Inspiration Orchideen und entwirft am liebsten mit Worten. Die Rede ist von R&Sie(n) und Lacaton & Vassal. Ben van Berkel verwendet „Werkzeuge leidenschaftlich gerne“ und beschreibt die Rolle des Architekten als Dirigent à la „John Cage mitten im Orchester“. Gary Chang (Edge Design Institute, Hong Kong) ist spezialisiert auf „Fast Track Design“ (Entwerfen auf der Überholspur) und verwendet liebend gerne bunte Legosteine, um kleine, schnell wieder zerlegbare Modelle zu bauen. Ganz im Gegensatz dazu baut das Tokioer Atelier Bow-Wow 50 bis 60 maßstabsgetreue Modelle pro Projekt, die mit äußerster Präzision jede Veränderung in der Raumentwicklung festhalten. Die mit rund 1.600 Mitarbeitern zu den größten Architekturbüros der Welt zählende Firma SOM Skidmore, Owings & Merrill erzählt über den Entwurfsprozess und die Schwierigkeiten mit dem Wind beim Entwickeln des höchsten Gebäudes der Welt, dem Burj Dubai (Fertigstellung 2009). Während Lux Guyer, eine der ersten Schweizer Architektinnen mit eigenem Büro, liebend gerne im Bett liegend mit einem kleinen Holzdreieck entwarf, hatte die aus Italien stammende, nach dem Zweiten Weltkrieg nach Brasilien emigrierte Lina Bo Bardi ihr Atelier immer in einem Container direkt auf der Baustelle. Dort löste sie, manchmal ganz ohne Plan, technische Details gemeinsam mit ihren Handwerkern. 1973 hat Yona Friedman den Computer aus seinem Atelier hinausgeworfen, da in ihm zu viel „Diktatur“ stecke. Wichtigste Entwurfswerkzeuge für Alvar Aalto, der Ideen beim Zeichnen entwickelte, waren sein legendärer 6B, ein gelber Koh-i-Noor Fallminenstift und finnisches Skizzenpapier der Marke Tervakoski, das bis heute erzeugt wird. Auch eine Aalto-Skizze auf der Hinterseite der „Klubi 77 Klubb“, der ständig von ihm gerauchten Zigaretten, wird in der Ausstellung gezeigt.

DIE AUSSTELLUNG
Wie unterschiedlich ArchitektInnen mit ihren Werkzeugen arbeiten, agieren und entwerfen, erzählt die von Elke Krasny kuratierte Ausstellung „Architektur beginnt im Kopf. The Making of Architecture“. Über zwei Jahre recherchierte sie, unterstützt von Gudrun Hausegger und Robert Temel, in Amsterdam, Barcelona, Flims, Hong Kong, Los Angeles, New York, Paris, Philadelphia, São Paulo, Säfa, Tokio, Wien und Zürich in zwanzig Architekturbüros. Inspiriert vom Arbeitsansatz des französischen Philosophen und Soziologen Bruno Latour, der gemeinsam mit Steve Woolgar „Laboratory Life“ verfasste und Wissenschaftler bei ihrer Arbeit beforschte, wurde Architekturfeldforschung im Sinne eines „Studio Life“ betrieben. Dokumentarische Fotografien zeigen, wie es in den Ateliers während des Arbeitens wirklich aussieht. Veranschaulicht wird das Arbeiten auch anhand eines konkreten Projektes des jeweiligen Büros, indem der Entwurfsprozess mit den spezifischen Entwurfsmitteln gezeigt wird.

Filmische Originalzitate der ArchitektInnen über ihre Werkzeuge, Arbeitsweisen und Inspirationsquellen erlauben ungewöhnliche Einblicke in die Arbeitswelt Architektur. „Architektur beginnt im Kopf. The Making of Architecture“ zeigt, wie unterschiedlich die individuellen Kreationsstrategien und Entwurfsmethoden, trotz eines kollektiven Wissensbestands der Architekturproduktion, sind. Im Zentrum der Ausstellung steht eine Zeitreise durch die Werkzeuge dieser Profession: vom Hardtmuth Bleistift bis zu Computer Aided Design (CAD). 1795 wurde das bis heute unschlagbare Entwurfswerkzeug der Architektur, der Bleistift, von Joseph Hardtmuth – übrigens Hofarchitekt des Fürsten Liechtenstein – entscheidend verbessert. Die Werkzeuge, Reißfedern, Rapidographen, Airbrush, elektronische Beschriftungsmaschinen, Kurvenlineale, Zeichenschienen, Pausmaschine oder Kopierer, werden in der Mitte der Halle präsentiert; für die 20 internationalen Architekturbüros und Ateliers entwickelte die Szenographin Alexandra Maringer, dem kuratorischen Konzept folgend, eine jeweils individuelle Gestaltung.

Da bis dato kein Museum der Welt sich auf die Werkzeuge der Architekturprofession spezialisiert hat, stammen viele der in der Ausstellung gezeigten Objekte aus privaten Sammlungen. Architekt Gerhard Vana öffnet seine über mehrere Generationen zurückgehende Sammlung, in der auch der berühmt gewordene Lissitzky-Zirkel aufgetaucht ist. Architekt und Designer Martin Mostböck stellt die Werkzeuge seines technologiefaszinierten Vaters zur Verfügung. Das in Wien ansässige Geschäft „ARCHIDELIS – Materialien für Modellbau und Gestaltung“ unterstützt die Ausstellung mit historischen wie zeitgenössischen Werkzeugen. Das Technische Museum Wien stellt den historischen Zeichentisch „Ideal“ der Wiener Firma Jahoda zur Verfügung und aus dem Deutschen Museum in München kommt eine Rarität – ein Schaukasten mit rund 100 Zirkeln und Zeicheninstrumenten, den die Firma Riefler im Jahr 1900 auf der Weltausstellung in Paris präsentierte und 1905 dem Deutschen Museum schenkte.

Die Ausstellung ist eine Reise in die Welt der Architekturkreation, wo die Werkzeuge so unterschiedlich sind wie die ArchitektInnen, die sie benutzen. „Architektur beginnt im Kopf. The Making of Architecture“ erzählt von der Arbeitswelt Architektur – wie sie entsteht, welche Prozesse für die Entwicklung eines Projektes bestimmend sind und mit welchen Werkzeugen gearbeitet wird.

Mit freundlicher Unterstützung der BIG – Bundesimmobiliengesellschaft erscheint der Katalog „Architektur beginnt im Kopf. The Making of Architecture“ auf Deutsch und auf Englisch.

ARCHITEKTINNEN / ATELIERSTANDORT / GEZEIGTE PROJEKTE:
1) Alvar Aalto / Atelier in Helsinki / gezeigtes Projekt: Auditorium Otaniemi, Finnland
2) Lina Bo Bardi / Atelier auf der jeweiligen Baustelle / gezeigtes Projekt: SESC Fábrica da Pompéia, São Paulo, Brasilien
3) Atelier Bow-Wow / Atelier in Tokio / gezeigtes Projekt: T-House in Manazuru, Kanagawa, Japan
4) Hermann Czech / Atelier in Wien / gezeigtes Projekt: Hotel Messe Wien, Österreich
5) Diller Scofidio + Renfro / Atelier in New York / gezeigtes Projekt: Alice Tully Hall im Lincoln Center for the Performing Arts, New York, USA
6) Edge Design Institute / Atelier in Hong Kong / gezeigtes Projekt: Gary Changs eigenes Apartment in Hong Kong
7) Yona Friedman / Atelier in Paris / gezeigtes Projekt: Graffiti Museum Entwurf für das Architekturzentrum Wien
8) Antoni Gaudí / Atelier auf der jeweiligen Baustelle in Barcelona / gezeigtes Projekt: Colònia Güell bei Barcelona, Spanien
9) The Jerde Partnership / Büro in Los Angeles / gezeigtes Projekt: Namba Park in Osaka, Japan
10) Lux Guyer / Atelier in Zürich / gezeigtes Projekt: Saffa Haus in Zürich, Schweiz
11) Steven Holl Architects, Solange Fabião / Atelier in New York / gezeigtes Projekt: Cité du Surf et de l’Océan in Biarritz, Frankreich
12) Lacaton & Vassal / Atelier in Paris / gezeigtes Projekt: Architekturschule Nantes, Frankreich
13) Rudolf Olgiati / Atelier in Flims / gezeigtes Projekt: Casa las Caglias in Flims, Schweiz
14) Charlotte Perriand / Atelier in Paris / gezeigtes Projekt: L'espace Thé de l'Unseco in Paris, Frankreich
15) R&Sie(n) / Atelier in Paris / gezeigtes Projekt: „He shot me down“ in Heyri, Korea
16) Theiss & Jaksch / gezeigtes Projekt: Hochhaus Herrengasse, Wien; Schwalm-Theiss & Gressenbauer / Atelier in Wien / gezeigtes Projekt: Schule in Stadt Haag, Österreich
17) Karl Schwanzer / Büro in Wien / gezeigtes Projekt: Österreichischer Weltausstellungspavillon Expo 67 Montreal, Kanada
18) SOM Skidmore, Owings & Merrill / Büro in Chicago / gezeigte Projekte: North Bund Tower Shanghai, China und Burj Dubai, VAE
19) UNStudio / Büro in Amsterdam / gezeigtes Projekt: Villa NM in Upstate New York, USA
20) Venturi Scott Brown & Associates / Büro in Philadelphia / gezeigte Projekte: Tsinghua University Campus Peking, China und Kapelle der Episcopal Academy Philadelphia, USA

Kuratorin: Elke Krasny
Projektkoordination und wissenschaftliche Mitarbeit: Gudrun Hausegger
Wissenschaftliche Mitarbeit: Robert Temel
Szenographie: Alexandra Maringer / Mitarbeit: Bernadette Krejs
Ausstattung: Dietlind Rott
Ausstellungsgraphik: Thomas Kussin, buero8

Publikation: Architektur beginnt im Kopf. The Making of Architecture / The Force is in the Mind. The Making of Architecture
Birkhäuser Verlag AG
HerausgeberInnen: Elke Krasny, Architekturzentrum Wien
Graphische Gestaltung: Alexander Schuh
dt. und engl. Ausgabe

Subventionsgeber Az W: Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft, Wien / Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr, Wien / Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Förderer des Az W: Architecture Lounge


 

Presse allgemein
Aktuell
Rückblick

Galerie:
Pressebilder: Die Eröffnung

Pressebilder: Die Ausstellung

Pressebilder:
Architektur beginnt im Kopf.
The Making of Architecture



Termine:
Architektur beginnt im Kopf
The Making of Architecture



Downloads:
Pressetext: Architektur beginnt im Kopf


Information:
Ines Purtauf
Telefon: +43 (1) 522 31 15 - 25
Fax: +43 (1) 522 31 17
E-Mail: purtauf@azw.at

 
 
  © Architekturzentrum Wien 2024 Kontakt: eMail