Architekturzentrum Wien  
 

 
 
Bogdan Bogdanović. Der verdammte Baumeister
05.03.2009 – 02.06.2009

PRESSEINFORMATION

Pressekonferenz: Mittwoch, 04. Mär. 2009, 11:00 Uhr
Eröffnung: Mittwoch, 04. Mär. 2009, 19:00 Uhr

„Der Urbanologe, Stadtforscher und Stadtwanderer, Architekt, Bildhauer, Ornamentiker und Kalligraph, der Graphiker und „Kritzler”, der Mythologe, Etymologe, Geschichtenerzähler und Schriftsteller von hohen Graden, ja der Ex-Jakobiner, Ex-Trotzkist, immerwährende Gnostiker und Deist, der Politiker auf Zeit, aber ein enorm politischer Mensch auf Lebenszeit, der surrealistische Wiederholungstäter, kokette Querdenker und Philosoph und nicht zuletzt der große Lehrer ohne Lehre, der seine Begabungen auch als Rolle spielt. Das Phänomen Bogdan Bogdanović ist unteilbar und vermutlich einem analytischen Denken in jeder Form unzugänglich.” Friedrich Achleitner

DENKMÄLER UND GEDENKSTÄTTEN
Bogdan Bogdanović, 1922 in Belgrad geboren, war nicht nur der führende und herausragendste Denkmalarchitekt des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien, sondern auch ein unkonventioneller Urbanologe, Essayist, Schriftsteller, Philosoph und noch vieles mehr. Auch eine politische Karriere kann Bogdanović aufweisen: von 1982 bis 1986 war er Bürgermeister von Belgrad. Das Zitat von Friedrich Achleitner gibt Aufschluss darüber, wie vielseitig sich Bogdanovićs Talente präsentieren. Zwischen 1951 und 1981 realisierte Bogdan Bogdanović in vielen Teilen des ehemaligen Jugoslawien 19 Gedenkstätten als Zeichen gegen Krieg und Vernichtung. Bogdanović entschied sich für eine kulturübergreifende Architektursprache, frei von ideologischen Insignien. Für jeden dieser Orte entwickelte der unermüdliche Zeichner neue Formen – immer im Dialog mit den lokalen Gegebenheiten. Keine der 19 Gedenkstätten gleicht einer anderen, jede für sich ist einzigartig. In seinem Selbstverständnis als „Baumeister“ war es ihm überaus wichtig, im Austausch mit den Steinmetzen die unterschiedlichen Denkmäler in einer Art „work-in-progress“ zu erarbeiten. Sein poetischer und dennoch pathosloser Umgang mit Stätten der Zerstörung fand vor allem in der berühmten Blume von Jasenovac, die an der Stelle eines ehemaligen Konzentrationslagers steht, seinen Höhepunkt. Die Partisanennekropole in Mostar/Bosnien-Herzegowina sowie der Gedenkfriedhof für die Opfer des Faschismus in Sremska Mitrovica/Serbien zählen zu den wichtigsten dieser Gedenkstätten. „Was ich vermochte, war, auf archaische Formen zurückzugreifen. Ich war davon überzeugt, dass die Verständlichkeit der Symbole umso größer war, je tiefer die Semantik der Formen in die metahistorischen Schichten der menschlichen Phantasie hineinreichte.“ (aus: Der verdammte Baumeister)

LEHRER UND SCHRIFTSTELLER
Bogdan Bogdanović unterrichtete 35 Jahre lang an der architektonischen Fakultät der Universität Belgrad und rief schon sehr früh das Unterrichtsfach Urbanologie ins Leben. Nicht bloß der Städtebau, auch und vor allem der Ursprung und die Metaphysik der Stadt standen dabei im Mittelpunkt. In den 70er Jahren ging er noch einen Schritt weiter und gründete die „Dorfschule für Philosophie der Architektur“ in der Nähe von Belgrad, wo er alternative Workshops und Kurse leitete und nicht zuletzt in diesem Zusammenhang als „Architekturesotheriker oder -philosoph“ bezeichnet werden kann.

Bogdanović wuchs in einem Haus auf, in dem das geschriebene Wort einen überaus hohen Stellenwert hatte. Er begann daher bald als Theoretiker zu arbeiten und schrieb eine Reihe von poetisch angehauchten Architekturbüchern. In seinem ersten Werk Der kleine Urbanismus aus dem Jahr 1958, stellte er die Persepektive des Einzelnen als Maßstab aller städtebaulichen Eingriffe dar. Es ging ihm generell um die Schaffung einer Architektur, die der Sprache entspringen würde: „Ich schrieb, um bauen zu können und baute, um schreiben zu können.“ Zu den ins Deutsche übersetzten Werken zählen u.a. Der verdammte Baumeister und Die grüne Schachtel.

DIE AUSSTELLUNG

Die monografisch aufbereitete Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte. Der größte Teil ist den Denkmälern gewidmet, von denen alle 19 in der Ausstellung gezeigt werden. Bogdanović beschäftigte sich während seiner Laufbahn u.a. mit dem Wohnbau – zwei seiner Häuser werden in einem eigenen Bereich präsentiert. Der dritte und vierte Abschnitt der Ausstellung bringt uns Bogdanović als Schriftsteller und Lehrer näher. Anhand von Fotografien, Zeichnungen, Film- und Textmaterial erschließt sich die Ausstellung dem/der Besucher/in als Ensemble aus schwebend-hängenden Elementen, gestaltet vom Architekturbüro BWM Architekten und Partner.

2005 übergab Bogdan Bogdanović sein zeichnerisches Archiv dem Architekturzentrum Wien. In der Sammlung befinden sich über 12.500 Werke des Architekten, darunter sowohl architektonische Entwürfe als auch unzählige Skizzen und Zeichnungen. Nun ist es erstmals möglich, die Arbeits- und Denkweise des „Architekturphilosophen“ nachzuvollziehen und in einer umfangreichen Schau zu zeigen. Seit 1993 lebt Bogdanović gemeinsam mit seiner Frau in Wien.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Bogdan Bogdanović. Memoria und Utopie in Tito-Jugoslawien“ sowie die Ausgabe 42 der Eigenpublikation „Hintergrund“.

Kurator: Ivan Ristić
Projektkoordination: Monika Platzer
Ausstellungsarchitektur: BWM Architekten und Partner

Publikation: Bogdan Bogdanović. Memoria und Utopie im Tito-Jugoslawien
Wieser Verlag, Klagenfurt
Herausgeber: Architekturzentrum Wien
Grafische Gestaltung: Gabriele Lenz
deutsche Ausgabe

Radiotipp: Diagonal - Radio für Zeitgenossenr
Samstag 11. April 2009: 17.05 - 18.45 Uhr, Ö1
Zur Person: Bogdan Bogdanović – Der Surrealist als Baumeister

Subventionsgeber Az W: Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft, Wien / Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr, Wien / Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Förderer des Az W: Architecture Lounge


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Biografie Bogdan Bogdanović


Links:
Wieser Verlag


Information:
Ines Purtauf
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Fax: +43 (1) 522 31 17
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