Architekturzentrum Wien  
 

 
 
x projekte der arbeitsgruppe 4
Holzbauer, Kurrent, Spalt (1950 – 1970)

ERÖFFNUNG: Mittwoch, 3. März 2010, 19 Uhr
PRESSEKONFERENZ: Mittwoch, 3. März 2010, 11 Uhr
AUSSTELLUNG: 4. März 2010 – 31. Mai 2010

„Die arbeitsgruppe 4 hat nicht nur die moderne Architektur nach Österreich gebracht, sondern gleichzeitig den Modernismus überwunden.“ (Hermann Czech)

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das erstmals gezeigte Œuvre der arbeitsgruppe 4 mit seinen wichtigsten Projekten und Werken. Die Gruppe, bestehend aus den prägnanten Persönlichkeiten Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Johannes Spalt, hat über die Architekturgrenzen hinweg Berühmtheit erlangt. Otto Leitner, eines der Gründungsmitglieder, war bereits 1953 aus der arbeitsgruppe 4 ausgeschieden, was zu dem Paradoxon führte, dass die arbeitsgruppe 4 über die längste Zeit ihres Bestehens nur aus drei bzw. – nach dem Weggang Wilhelm Holzbauers 1964 – überhaupt nur noch aus zwei Personen bestand. Eine mit der Gruppe eng befreundete Architektin prägte den Namen „Dreiviertler“ („3/4ler“), der in der Wiener Szene legendär wurde und somit nachhaltig das Image der arbeitsgruppe 4 beeinflusste. Im Laufe der Jahre scheint die arbeitsgruppe 4 somit zu einem Mythos der jüngeren österreichischen Architekturgeschichte geworden zu sein. Architekturinsider kennen die wichtigsten Arbeiten, aber genaue Fakten, Hintergründe und Zusammenhänge lagen bis zur Aufarbeitung der umfangreichen Archive durch das Az W weitgehend im Dunkeln. Die großzügigen Übergaben der Archive von Friedrich Kurrent und Johannes Spalt an das Az W bildeten die Basis dieser umfassenden Recherchen. Das Architekturzentrum Wien stellt sich nun der Herausforderung und zeigt im Frühjahr 2010 das spannende und nach wie vor aktuelle Werk der „Dreiviertler“.

Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Otto Leitner kannten einander bereits von der Salzburger Gewerbeschule, an der Johannes Spalt ebenfalls einige Jahre zuvor maturiert hatte. Im Jahr 1950 schlossen sich die an der Wiener Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse von Clemens Holzmeister studierenden vier jungen Architekten erstmals zusammen und wählten für ihre Formation die äußerst pragmatische Bezeichnung arbeitsgruppe 4. Nach dem Studienabschluss bezogen sie 1952 ein Atelier in der Wiener Josefstadt, Fuhrmannsgasse 4, das in den folgenden Jahren nicht nur Treffpunkt und Schnittstelle für eine junge Generation von Architekten, sondern auch ein bedeutender Ort für die Wiener Kulturszene sein sollte. Lesungen der sich zu dieser Zeit gerade formierenden „Wiener Gruppe“ fanden dort ebenso statt wie legendäre Atelierfeste, die den teilnehmenden Personen – allesamt bedeutende Vertreter der Wiener Avantgarden – auch sechzig Jahre später noch lebhaft in Erinnerung sind.

Die erste Phase nach Ateliergründung war gekennzeichnet von zahlreichen Wettbewerbsteilnahmen. Vor allem der Schulbau beschäftigte die arbeitsgruppe 4 nachhaltig – die Konzepte für die so genannte Wohnraumschule (1953) fanden große Beachtung, jedoch kam es trotz eines umfangreichen Schulbauprogramms in den fünfziger Jahren nie zu einem Bauauftrag an die arbeitsgruppe 4. Aber nicht nur für den Bereich Schulbau, sondern vor allem für die Domäne Kirchen- und Wohnbau entwickelten die „Dreiviertler“ wegweisende Konzepte, die für die folgenden Jahrzehnte wichtige Impulse setzten. Zu den bis heute bekanntesten Bauten der arbeitsgruppe 4 zählen neben ihrem Erstlingswerk, der Kirche „Zum kostbaren Blut“ in Salzburg-Parsch (1953–1956), das Seelsorgezentrum Steyr-Ennsleiten (gemeinsam mit Johann Georg Gsteu, 1959–1961/1968–1970) sowie das Kolleg St. Josef in Salzburg-Aigen (1961–1964). Darüber hinaus war die Beschäftigung mit der österreichischen Architektur des frühen 20. Jahrhunderts immer ein besonderes Anliegen der „Dreiviertler“ (vor allem durch Kurrent und Spalt fortgeführt), das sich nicht nur in den eigenen Arbeiten niederschlug, sondern zahlreiche von ihnen konzipierte Ausstellungen (z.B.: „Kirchen unserer Zeit“ 1956, „Internationale Theaterbau-Ausstellung“ 1961, „Architektur in Wien um 1900“ 1964, „Adolf Loos“ 1964 und andere) und Publikationen zur Folge hatte. Aus dem scheinbaren Gegensatz ihrer bewussten Beschäftigung mit der Vergangenheit einerseits und ihrer avantgardistischen Pionierleistungen mit konstruktiv-technischen Neuerungen andererseits resultiert die „unterschwellige” Wirkung der arbeitsgruppe 4 bis heute und macht sie zu einem wesentlichen Phänomen der Architektur und Baukultur ihrer Zeit.

DIE AUSSTELLUNG
Der Titel der Ausstellung lässt durchaus einige Interpretationen offen – was aber bedeutet das X? Das X als konstruktives Element findet immer wieder in der Arbeit der arbeitsgruppe 4 seinen Niederschlag – am auffälligsten in der Architektursprache des Seelsorgezentrums Steyr-Ennsleiten. Es steht aber auch für die Fülle der in der Ausstellung gezeigten Projekte – 40 von insgesamt 119 Arbeiten der arbeitsgruppe 4. Um den Namen der „Dreiviertler“ zu würdigen, werden in der Ausstellung die Projekte auf einem Tisch, der ¾ so lang ist wie die Ausstellungshalle, dargeboten. Das chronologisch geordnete Œuvre erstreckt sich auf 25 x 4 Metern, in leicht abgesenkten Vitrinen, die eigens im Maßkanon der arbeitsgruppe 4 angefertigt wurden. Pläne, Fotos, Plakate, Modelle als Originalmaterial, aber auch in Form von Reproduktionen präsentieren sich den BesucherInnen. Vertiefende Stationen laden den/die Besucher/in zum Verweilen und Lesen ein, drei Interview-Filme mit den Protagonisten geben lebendige Einblicke in die Welt der „Dreiviertler“.

RAHMENPROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG

Avantgarden und Atmosphären
Ein Abend mit Wegbegleitern der arbeitsgruppe 4
Mi, 19.05.2010, 19 Uhr, Eintritt frei
Gäste: Friedrich Achleitner, Johann Georg Gsteu, Peter Kubelka, Gerhard Rühm (angefragt), Wieland Schmied, Kurt Schwertsik, Moderation: Siegfried Mattl
Die Ausstellung über die arbeitsgruppe 4 gibt Gelegenheit zur kulturhistorischen Auseinandersetzung mit der vernetzten Situation diverser Kunstsparten und kultureller Bereiche im Wien der 50er und 60er Jahre. Eine überschaubare Szene von Akteuren und Institutionen aus Architektur, Kunst, Musik, Film und Literatur, die in engem persönlichem Kontakt zueinander standen, prägte die spezifische Atmosphäre der Wiener Avantgarde jener Zeit. An diesem Abend sind wesentliche Vertreter eines interessanten „Soziotops“ zu Gast und geben Einblick in ihre Erfahrungen und Erinnerungen.

Konversationen

Die Protagonisten der arbeitsgruppe 4 und ihre Wegbegleiter im Gespräch mit den Kuratorinnen in der Ausstellung.
Mi, 24.03., 18 Uhr, zu Gast: Friedrich Kurrent/Johannes Spalt
Mi, 14.04., 18 Uhr, zu Gast: Wilhelm Holzbauer
Mi, 05.05., 18 Uhr, zu Gast: Hermann Czech
Mi, 26.05., 18 Uhr, zu Gast: Friedrich Achleitner

Ausstellungsführungen

Sa, 10.04. / 01.05. / 15.05.2010, jeweils 15 Uhr

sonntags 233/12. – 13.06.2010 arbeitsgruppe 4 und mehr

Anlässlich der Ausstellung führt sonntags zu drei herausragenden Beispielen der „Dreiviertler“ nach Steyr und Salzburg, darüber hinaus nach St. Pölten, bereichert durch zeitgenössische städtebauliche Highlights.
Steyr: Pfarre Steyr-Ennsleiten: arbeitsgruppe 4, J.G. Gsteu,1959-70 / Kirche St. Franziskus: Riepl Riepl, 2001 / Salzburg: Kirche, Parsch: arbeitsgruppe 4, 1956 / Stadtspaziergang / Boutique Sportalm: Johannes Baar-Baarenfels, 2008 / Restaurant Magazin / Kolleg St. Josef, Aigen: arbeitsgruppe 4, 1964 / Museum der Moderne + Restaurant M32, Mönchsberg: Friedrich Hoff Zwink Architekten, 2004 / Stadt:Werk:Lehen, Halle 1 / Touzimsky Herold Architektur mit Wolfram Mehlem, transparadiso, 2010 /
St. Pölten: Kulturtouristisches Leitsystem: Gabriele Lenz, Anja Mönkemöller, 2009

Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog mit 256 Seiten, rund 500 Abbildungen und Werkverzeichnis. Mit Textbeiträgen von Friedrich Achleitner, Gabriele Kaiser, Siegfried Mattl, Sonja Pisarik, Ute Waditschatka und Karin Wilhelm. Mitarbeit: Katrin Stingl
Gesamtkonzept, Idee und Redaktion: Sonja Pisarik, Ute Waditschatka
Verlag: Müry Salzmann Verlag
Grafik: Peter Duniecki Designstudio
Lektorat: Claudia Mazanek

Kuratorinnen der Ausstellung: Sonja Pisarik, Ute Waditschatka
Ausstellungsarchitektur: polar÷ Margot Fürtsch, Siegfried Loos, Mitarbeit: Lucia Pimminger
Ausstellungsgrafik: Peter Duniecki Designstudio
Lektorat: Claudia Mazanek

HINWEIS – PRESSEFOTOS
Pressefotos zur Ausstellung finden Sie auf unserer Homepage im Pressebereich in hoher Auflösung und honorarfrei zum Download.

Subventionsgeber des Az W:
Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft
Förderer des Az W: ARCHITECTURE LOUNGE


© Franz Hubmann 

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Termine:
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Downloads:
CV Johannes Spalt

CV Wilhelm Holzbauer

CV Friedrich Kurrent

Pressetext: x projekte der arbeitsgruppe 4


Information:
Ines Purtauf
Telefon: +43 (1) 522 31 15 - 25
Fax: +43 (1) 522 31 17
E-Mail: purtauf@azw.at

 
 
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