|
|
„Common Ground“ lautet das Thema der von David Chipperfield kuratierten 13. Internationalen Architektur-Biennale in Venedig. Kuratorin Elke Krasny wurde eingeladen, eine adaptierte Version ihrer fürs Az W konzipierten Ausstellung „Hands-on Urbanism 1850 – 2012. Vom Recht auf Grün“ für den italienischen Pavillon zu entwickeln.
„Hands-On Urbanism 1850 – 2012“ widmet sich einer Ideengeschichte von Landnahmen im urbanen Raum. Photo-Text Installationen geben einen Überblick über selbstorganisierte, kollektive, informelle Bewegungen und über die Räume, die dadurch entstehen. Kuratorin Elke Krasny zeigt, dass Hands-On Urbanism, bottom-up Urbanism und ungeplante Stadtentwicklung nicht die Ausnahme von der Regel, sondern treibende Kräfte der Stadtentwicklung, oft Auslöser offizieller Planungsstrategien sind. Sie stellt eine andere Geschichte von Urbanität vor, die dringliche Fragen an die Verantwortung von ArchitektInnen und PlanerInnen und an den Umgang mit Ressourcen stellt.
Die Originalausstellung „Hands-On Urbanism 1850 – 2012. Vom Recht auf Grün“ war von 15. März bis 25. Juni 2012 im Architekturzentrum Wien zu sehen.
Auf der Biennale werden folgende Fallbeispiele präsentiert:
- „Schreberplatz“, Leipzig. Ein selbstorganisierter Verein um den Pädagogen Ernst Hauschild gründete 1865 den ersten Schreberverein und initiierte in Folge einen Garten, der auf Selbstregierung setzte.
- Hull House, Chicago, ab 1889. Jane Addams, Feministin und spätere Friedensnobelpreisträgerin, gründete in einem von Immigration geprägten Armenbezirk Chicagos das Hull House Settlement.
- Siedlerbewegung, Wien. Ab 1918 organisierten sich die informellen wilden SiedlerInnen und GärtnerInnen sukzessive in Genossenschaften.
- Auf Parzelle, Bremen, ab 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die selbstorganisierte informelle Besiedlung und die Subsistenzwirtschaft auf den Kleingartenparzellen.
- Sarigöl, ein Gecekondu, Istanbul. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die informelle Stadterweiterung in Istanbul. Heute sind die Gecekondus von Developerdruck bedroht.
- Bowery-Houston Community Farm und Garten, New York. Liz Christy, lokale Anwohnerin und Künstlerin, startete 1973 dieses Gartenprojekt. Unter Bürgermeister Giuliani wurden viele der Loisaida Gärten zerstört.
- Ma Shi Po Village, Hongkong, ab 1947. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Squatter Cottages in Selbstbau errichtet. Heute sucht Becky Au, die Initiatorin der Ma Po Po Community Farm, die Felder vor dem Developerdruck zu retten.
- La Quebrada Navarro, Quito. In den Schluchten von Quito errichten Andinos informelle Siedlungen und betreiben Landwirtschaft. Pablo Molestina und Catherine Venart arbeiten seit 2010 an Planungen, die das komplexe Ökosystem und seine Nutzung erhalten.
- Chimalhuacan, Estado de México, Gabion House, Arturo Ortiz Struck. Gemeinsam mit 17 Familien in einer informellen Siedlung in Chimalhuacan entwickelten Arturo Ortiz Struck und sein Team in seinem Atelier Taller Territorial de México ein intelligentes Haus, das auf den Prinzipien des Selbstbaus beruht und in sieben Tagen errichtet werden kann.
- What will the Harvest be? London. Eine Gruppe von AnwohnerInnen, die Friends of Abbey Gardens, und die Künstlerinnengruppe Somewhere (Karen Guthrie & Nina Pope) realisieren seit 2006 im drohenden Developer- und Gentrifizierungsdruck der London Olympics 2012 diesen öffentlichen Nachbarschaftsgarten mit “Honesty Store“.
- R-Urban, Colombes / Grand Paris. Seit 2011 arbeiten aaa atelier d’architecture autogerée (Constantin Petcou und Doina Petrescu) an einem Pilotprojekt, das auf geschlossene lokale Kreisläufe setzt. Das Projekt verbindet urban farming, eine Recyclinganlage und ein kooperatives Wohnprojekt mit dem Recht auf Stadt und dem Recht auf Zukunftsfähigkeit.
Ausstellungstitel: „Hands-On Urbanism 1850–2012“
Kuratorin: Elke Krasny / Ausstellungsgrafik: Alexander Schuh
Ort: 13. Internationalen Architektur-Biennale in Venedig – Common Ground, Hauptpavillon in den Giardini
Dauer: 29.08.–25.11.2012
Preview: 27.–28.08.2012
Öffnungszeiten: 10-18 Uhr (Montags geschlossen, außer am 03.09.und am 19.11.2012)
Eintritt: 20,00 EUR (Ermäßigungen siehe www.labiennale.org)
|
|
|
|
© Shu-Mei Huang
|
|
|