Museo Civico Revoltella
Carlo Scarpa, mit Giovanni Paolo 
Bartoli und Franco Vattolo (1963-84) 
Via Diaz 27
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Führung von Fulvio Caputo
Architekturhistoriker, zahlreiche Publikationen zur Architekturgeschichte Triests, insbesonders zum Neoklassizismus. Regelmäßige Zusammenarbeit mit Roberto Masiero. Fulvio Caputo ist Professor an der Architekturfakultät der Universitá di Venezia (IUAV)

 
 
<   > 1963 erhält Carlo Scarpa den Auftrag für die Restrukturierung des Museo Revoltella. Das Museum besteht aus drei Gebäuden aus der 2ten Hälfte des 19. Jhdts.: dem Palazzo Revoltella von Architekt Hitzig, dem Palazzo Brunner und dem kleinen Palazzo Basevi. 1967 beginnen die Bauarbeiten, es treten Schwierigkeiten mit der Baufirma auf und 1970 wird der Vertrag mit ihr aufgelöst. Die Arbeiten werden eingestellt, 1971 legt Scarpa den Auftrag zurück. Erst 1980 wird der Bau unter der Leitung von Franco Vattolo und später Paolo Bartoli fortgesetzt und 1991 fertiggestellt. 

Carlo Scarpa hat bei diesem Projekt also nicht wie bei seinen sonstigen Arbeiten in permanenter Auseinandersetzung während der Bauarbeiten seinen Entwurf modifiziert, adaptiert, korrigiert,  sondern sein erstes Konzept wurde - teils von anderen Architekten - umgesetzt bzw. finalisiert. Dieses besteht in einem rigorosen Umgang mit dem Alten und dem Neuen: während das Revoltella (und das Basevi, das zur Unterbringung der Büros adaptiert wurde) praktisch völlig erhalten blieb und auch im Museumsbetrieb als Ambiente des Baron Revoltella und Pinakothek des 19.Jhdts geführt wird, wurde das Brunner umfassenden Maßnahmen unterworfen. In die geleerte Hülle wurde ein Trageskelett aus bewehrtem Beton eingezogen, das - emphatisch betont - zum Ornament wird und den (durch mit Steinblöcken vermauerten Fenstern) isolierten Innenraum zum Außen macht. Für die vertikale Orientierung greift Scarpa unter Bezugnahme auf den Palazzo Revoltella das Thema des Innenhofes auf und schafft demgegenüber mit der vom Dach her lichtdurchfluteten Eingangssituation eine substanzielle Analogie und zugleich formale Differenz.  Dieser Bereich und das Auditorium im Erdgeschoss sind jene Teile des Museums, die am deutlichsten im Sinne von Scarpas Planung umgesetzt wurden. 
Während sich das Gebäude der Straße gegenüber verschließt, nimmt es in der Gestaltung des Daches mit einem eigenen aufgesetzten Baukörper und einer Landschaft aus Terrassen und Stegen Beziehung zur Stadt auf.  Die durchdachte Lichtführung in den Ausstellungsräumen ist im gegenwärtigen Zustand kaum nachvollziehbar, da nachträglich die Milchglas-Wände entlang der Fensterfronten über weite Strecken mit Stellwänden verbaut wurden, um in den vorrangig für Skulpturen konzipierten Räumen mehr Hängefläche für Gemälde zu schaffen.

Das Palazzo Brunner beherbergt Arbeiten des Secondo Ottocento bis zur Gegenwart, vornehmlich Malerei aber auch Skulpturen mit Schwerpunkt auf die triestinische Produktion.  In den obersten beiden Stockwerken finden meist monographische Wechselaustellungen zu lokalen und internationalen  Kunstpositionen statt.

 


Quelle:
Roberto Masiero, Folder: Museo Revoltella - leggendo il Progetto di Carlo Scarpa
Dal Co/Mazzariol, Carlo Scarpa - Opera Completa, Electa, 1984
"Pasquale Revoltella: Sogno e consapevolezza del cosmopolitismo triestino 1795-1869", Civico Museo Revoltella, 1996

Bildnachweis:
Videostill Gangart
Reinhard Schuhmann
Planzeichnung von Carlo Scarpa, aus: Folder von Roberto Masiero, Museo Revoltella - leggendo il Progetto di Carlo Scarpa

weiterführende Literatur

> Tourimages