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Veranstaltungsort: Architekturzentrum Wien - Podium
Kongress: 24. November 2012 - 25. November 2012
Tickets:
2-Tages-Kongresspass EUR 90,00 / ermäßigt EUR 70,00
Der 19. Wiener Architektur Kongress, der im Rahmen der Ausstellung „Sowjetmoderne 1955–1991. Unbekannte Geschichten“ (08.11.2012 – 25.02.2013) stattfindet, versammelt erstmalig außerhalb Russlands die wichtigsten ExpertInnen für die bisher wenig erforschte Epoche der sowjetischen Moderne an einem Ort. ArchitekturhistorikerInnen, StadtplanerInnen, KulturtheoretikerInnen und ArchitektInnen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken werden gemeinsam mit weiteren internationalen ExpertInnen in vier Blöcken die Themen „Kapitalismus versus Kommunismus. Architektur der Moderne in Ost und West“, „Das Sowjeterbe: National oder Russisch?“, „Lokale Modernen. Zentrifugale Kräfte in der Architektur der UdSSR“ und „Gebaute Ideologie“ unter architekturgeschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Blickwinkeln beleuchten. Als weiteres Highlight freut sich das Architekturzentrum Wien, Gastgeber des „letzten Kongresses der ArchitektInnen der UdSSR“ zu sein – 25 Jahre nach der letzten Versammlung der Architektenvereinigung der UdSSR in Moskau im Jahr 1987.
Der Kongress wird in deutscher, russischer und englischer Sprache abgehalten.
Jeder Vortrag dauert ca. 30 min, anschließend 15 min Publikumsfragen.
PROGRAMM
SAMSTAG 24.11.2012
KAPITALISMUS VERSUS KOMMUNISMUS. ARCHITEKTUR DER MODERNE IN OST UND WEST
Die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts ist aus westlicher Sicht nach wie vor stark von der Perspektive des Kalten Krieges geprägt. Erst jetzt beginnt man, dies zu hinterfragen und eine neue Sicht auf die „Weltarchitektur“ zu eröffnen, die auch die kulturellen Leistungen der kommunistischen Welt inkludiert. Der erste Teil des Kongresses legt einen Schwerpunkt auf die politischen, sozialen und formalen Gesichtspunkte der Sowjet-moderne und setzt sie in Bezug zu den parallel verlaufenden Entwicklungen im Westen. Obwohl die Produktionsbedingungen der Architektur im Ostblock – von der Beauftragung über die Planung bis zur Umsetzung – gänzlich anders organisiert waren, sind die Ergebnisse oft nicht so weit voneinander entfernt. Ost wie West standen nach dem 2. Weltkrieg vor drängenden gesellschaftlichen und städtebaulichen Fragen.
Moderation: Katharina Ritter (Österreich), Kuratorin der Ausstellung
10:00 Begrüßung: Dietmar Steiner (Österreich), Direktor Az W
10:15 Einführung: Katharina Ritter (Österreich), Kuratorin der Ausstellung
10:30 Vortrag „Des Imperiums letzter Stil. Rückblicke aus dem 21. Jahrhundert“:
Vladimir Belogolovsky (USA), Kurator
11:15 Vortrag „Die Moderne: Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs“
Olga Kazakova (Russland), Kunsthistorikerin
12:00-13:00 Uhr Mittagspause
DAS SOWJETERBE: NATIONAL ODER RUSSISCH?
Nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden 15 unabhängige Staaten, die vor der Aufgabe standen, ihre Identität neu zu definieren. Die Sowjetperiode wird dabei von Land zu Land unterschiedlich bewertet. Bis zum Zerfall der Sowjetunion diente die unter Stalin erstmals propagierte Losung „National in der Form, sozialistisch im Inhalt“ und die damit erzwungene Rück-besinnung auf das „Ethnische“ als kultureller Richtungsweiser. Dabei wurde die Sowjetisierung mit der Bekämpfung von Rückständigkeit gleichgesetzt: Die „feudalen Rudimente“ sollten überwunden werden und „die progressiven nationalen Kräfte“ dem Aufbau des Sozialismus dienen. Doch bekannterweise war das Regime nicht nur mit Modernisierung verbunden und in der kollektiven Wahrnehmung der Republiken wurde oftmals alles, was als „sowjetisch“ bezeichnet werden konnte, als das „Zugewanderte“, das „Fremde“, das „Russische“ empfunden. Dieser Themenblock geht der Frage nach, inwieweit die Architektur dieser Zeit heute als ein nationales oder als ein koloniales Erbe gesehen wird und welchen Stellenwert sie in den jeweiligen Republiken einnimmt.
Moderation: Ekaterina Shapiro-Obermair (Russland/Österr.), Kuratorin der Ausstellung
13:00 Einführung: Ekaterina Shapiro-Obermair (Russland/Österreich), Kuratorin der Ausstellung
13:15 Vortrag „Das Erbe der Moderne. Retten oder vergessen?“
Irina Chepkunova (Russland), Vizedirektorin Forschung, Staatliches Schtschussew Museum für Architektur, Moskau
13:25 Vortrag „Vorherrschende Einstellungen zum Sowjetischen Architekturerbe Georgiens“
Levan Asabashvili (Georgien), Architekt
14:10 Vortrag „Architektonische Prototypen für das Nationale“
Dimitrij Zadorin (Weißrussland, Niederlande), Architekt
14:55 Vortrag „Rettung des Open Air Kino ‘Moskwa’ oder Paradoxe des sowjetischen und postsowjetischen öffentlichen Bewusstseins in Armenien“
Ruben Arevshatyan (Armenien), Künstler, Kunstkritiker und Kurator
15:40 Diskussionsrunde mit Ruben Arevshatyan, Levan Asabashvili, Irina Chepkunova, Ruslan Muradov, Mait Väljas, Dimitrij Zadorin
16:10-17:00 Uhr Pause
anschließend:
DER LETZTE KONGRESS DER ARCHITEKTINNEN DER UDSSR
Im Juni 1987 fand in Moskau der 8. Kongress der Architektenvereinigung der UdSSR statt. So wie alle fünf Jahre versammelte sich die sowjetische Architekturelite, um einen neuen Vorstand zu wählen. Trotz der spürbaren Umbruchstimmung deutete nichts auf ein baldiges Ende dieser mächtigen und einflussreichen Organisation hin, deren Wirkungsbereich sich auf das Berufs- wie auch auf das Privatleben ihrer Mitglieder erstreckte. 25 Jahre später versammeln sich in Wien ArchitektInnen der „Sowjetmoderne“, die inzwischen über die ganze Welt verstreut leben. Als Zeitzeugen berichten sie über ihre Arbeitserfahrungen in der UdSSR. Initiiert wurde die Veranstaltung von Felix Novikov. Organisatorisch wird sie durch die Architektenvereinigung Russlands und durch die Internationale Assoziation der Architektenvereinigungen unterstützt.
Moderation: Andrey Bokov (Russland), Präsident der Architektenvereinigung Russlands
Kurator: Felix Novikov (Russland, USA), Architekt
17:00 Einleitung: Dietmar Steiner (Österreich), Direktor Az W
17:05 Vortrag „Der Staat und die Architektenvereinigung“
Andrey Bokov (Russland), Präsident der Architektenvereinigung Russlands
17:20 Vortrag und Diashow „Architektur-Perestroika“
Felix Novikov (Russland, USA), Architekt
17:50 Vortrag „Sowjetmoderne in Russland“
Yury Gnedovsky (Russland), Architekt
18:30 Vortrag „Meine Arbeit in Usbekistan“
Andrey Kosinskiy (Russland), Architekt
18:50 Vortrag „Ein »UFO« auf der Krim“
Igor Vasilevsky (Russland), Architekt
SONNTAG 25.11.2012
LOKALE MODERNEN. ZENTRIFUGALE KRÄFTE IN DER ARCHITEKTUR DER UDSSR
Entgegen westlicher Vorurteile, die der Architektur aller kommunistischen Staaten einen gleichförmigen Stil aufgrund einheitlicher Produktionsbedingungen und Normvorgaben zuordnen wollen, soll hier auf die große Vielfalt lokaler Strategien, Formen und Maßstäbe innerhalb der Sowjetunion eingegangen werden. Während sich die Baltischen Länder stark an der skandinavischen Architektur orientierten, kann die Architektur in Weißrussland und der Ukraine als „proto-sowjetisch“ bezeichnet werden. In den Republiken Zentralasiens stellte sich die Frage, inwieweit nationale Wurzeln und nationale Konstruktionen bedient werden sollten. Im Kaukasus erstarkten lokale Architektureliten mit einem autochthonen Stil. Auf welche Vorbilder, Traditionen und Materialien konnten und wollten sich die ArchitektInnen in den einzelnen Republiken berufen?
Auf dem Prüfstein stehen die Mythen um nationale MeisterarchitektInnen und Meisterwerke, eigenständige lokale Stile und subversiven Widerstand gegen das System.
Moderation: Georg Schöllhammer (Österreich), Vorstand tranzit.at / Gründer „springerin“
10:00 Einführung: Georg Schöllhammer (Österreich), Vorstand tranzit.at / Gründer „springerin“
10:15 Vortrag „Baltische Modernen“
Mart Kalm (Estland), Professor und Dekan an der Estnischen Kunstakademie
11:00 Vortrag „Lokale Moderne und globaler Orientalismus: Konstruktion eines
sowjetischen Orients“: Boris Chukhovich (Usbekistan, Kanada), Kurator und Forscher
11:45 Vortrag „Kunst und Architektur in der Ukraine der späten Sowjetzeit“
Oleksandr Burlaka (Ukraine), Architekt & Oleksiy Radynski (Ukraine), Herausgeber „Politytschna Krytyka“
12:30 Diskussionsrunde mit Oleksandr Burlaka, Boris Chukhovich, Sergej Fedorov,
Mart Kalm, Oleksiy Radynski
13:00-14:00 Uhr Mittagspause
GEBAUTE IDEOLOGIE
„Der säkulare sowjetische Staat ist bekannt für seine aufwändigen »sozialistischen Riten«, die die Meilensteine des Lebens markierten und von der Geburt zur Eheschließung bis zum Tod reichten.“, schreibt Marija Dremaite in ihrem Katalogbeitrag. Der marxistischen These folgend, wonach „das Sein das Bewusstsein bestimmt“, nahm die Architektur in der Sowjetunion eine besondere Stellung ein. Durch die gebaute Umgebung würde der sowjetische Bürger als Teil der kommunistischen Weltordnung geformt werden. Der letzte Teil des Kongresses geht den Spuren der gebauten Ideologie nach. Von der Stadtplanung und dem Massenwohnbauprogramm über Repräsentationsbauten, Kultur- und Sportpaläste bis zu Erholungseinrichtungen werden Typologien der sowjetischen Stadt thematisiert und diese als „urbaner Repräsentationsapparat“ und als „Generator für soziale Emotionen“ hinterfragt.
Moderation: Alexandra Wachter (Deutschland, Österreich), Kuratorin der Ausstellung
14:00 Einführung: Alexandra Wachter (Deutschland, Österreich), Kuratorin der Ausstellung
14:15 Vortrag „Stadträume einer sozialistischen Moderne“
Elke Beyer (Deutschland), Historikerin an der ETH Zürich
15:00 Vortrag „Erfindung eines sowjetischen Rituals: Das Dramatische in der neuen Architektur“
Marija Dremaite (Litauen), Architekturhistorikerin
15:45 Vortrag „‘Republik der roten Halstücher’ – die Architektur von Artek“
Wolfgang Kil (Deutschland), Architekturkritiker und Publizist
16:30 Vortrag „Zwei Architektengenerationen im Kommunismus“
Vladimír Šlapeta (Tschechien), Architekt und Architekturtheoretiker
Änderungen vorbehalten
Dank an: Tranzit.at, Sweet Sixties, ERSTE Stiftung, Allianz Kulturstiftung, EU Kultur
Subventionsgeber des Az W:
Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft
Förderer des Az W: ARCHITECTURE LOUNGE
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© Alexandra Wachter
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