Architekturzentrum Wien  
 

 
 
Achleitners Österreich
Das Archiv der Architektur des 20. Jahrhunderts

Veranstaltungsort: Architekturzentrum Wien - Alte Halle
Ausstellung: 18. Mai 2000 - 7. August 2000
Eröffnung: Mittwoch, 17. Mai 2000, 19 Uhr

Vier detailliert aufbereitete Bautenbiographien zeigen Bauwerke als "vitale Subjekte" mit einer komplexen und oft konfliktbeladenen Geschichte.

Eurocenter Mariahilf
ehem. STAFA-Warenhaus “Zentralpalast”

Mariahilferstraße 120, A-1070 Wien
1910 - 1911
Architekt: Jakob Wohlschläger

Friedrich Achleitner, in: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Bd. III/1, Wien, 1.-12. Bezirk, Salzburg und Wien 1990.

Der heutige Bau zeigt nur mehr Spuren des einstigen "1. Wiener Warenmuster-Kollektiv-Hauses" (auch "Mariahilfer Zentralpalast" genannt). Der zylindrische Bau mit glasgedecktem Innenhof hatte nicht nur architektonisch eine provokante Form, sondern war auch wirtschaftlich eine Kampfansage an die Großkaufhäuser, die der Sozialpolitiker und Architekt Jakob Wohlschläger ohne jegliche staatliche und städtische Hilfe machte. Das Konzept war, notleidenden Kleingewerbetreibenden Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten zu bieten.

Landhaus Eichmann
Litzlbergerstraße 37, (früher Litzlberg Nr. 27)
Seewalchen am Attersee, Oberösterreich
1927- 1928
Architekt: Clemens Holzmeister

Friedrich Achleitner, in: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Bd. I, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Wien 1980.

Das Landhaus Eichmann gehört nicht nur zu den besten Wohnbauten Holzmeisters, sondern überhaupt zu den schönsten Anlagen im Atterseegebiet. Das Haus, das wie ein Schloß am oberen Ende eines Wiesenhanges liegt, betont seine landschaftliche Wirkung durch seine symmetrische Grundform, die allerdings im Detail, räumlich wie plastisch aufgehoben ist. Die zum See hin konkave Front motiviert Holzmeister mit dem Wunsch des Bauherrn, auch die an den Seitenfronten liegenden Zimmer am See partizipieren zu lassen. Der Grundriß stellt eine Variation des englischen Landhaustypus dar. Am Innenausbau war (nach Holzmeister) "hervorragend Max Fellerer beteiligt". Ein Meisterstück für sich ist das Bootshaus, das seinerzeit wie kaum ein anderes publiziert wurde. Seine Wirkung besteht sicher in der Geschlossenheit des Baukörpers, der trotz seiner Vielfalt an plastischen Elementen wie aus einem Guß erscheint. Heute ist die gesamte Anlage im Besitz des Landes Oberösterreich und es ist nur zu hoffen, daß man den einmaligen Wert dieses Ensembles erkennt.

Landhaus Gamerith
Unterbuchberg 21
Seewalchen am Attersee, Oberösterreich
1933 -1934
Architekt: Ernst Anton Plischke

Friedrich Achleitner, in: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert,
Bd. I, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Wien 1980.

Das legendäre “Haus am Attersee”, das Plischke zusammen mit dem Arbeitsamt Liesing schon 1935 den großen Staatspreis einbrachte, hätte wohl heute kaum mehr eine Chance, ein behördliches Genehmigungsverfahren durchzustehen. Das Haus, das zu den schönsten Beispielen eines “Bauens in der Landschaft” zählt, steht dem heutigen Selbstverständnis eines “landschaftsverbundenen Bauens” diametral gegenüber. Das Mißverständnis liegt darin begründet, daß man unter Landschaft heute nicht mehr die elementaren Qualitäten der Natur (zu denen der Städter der dreißiger Jahre seine eigene Beziehung hatte) versteht, sondern damit auch einen Kulturbegriff verbindet. Das heißt, ein Haus, das “nur” auf Topographie, Sonne, Aussicht, Wind, Klima oder auf die Landschaft als Raum reagiert, wird, wenn es nicht auch baukulturelle Elemente in sich aufnimmt, einfach als Fremdkörper empfunden. Man nimmt sich zwar nicht die Mühe, die baukulturelle Substanz einer Landschaft zu definieren (sie wäre im Atterseegebiet schon seit fast hundert Jahren eine bürgerlich-städtische), aber man glaubt sich richtig zu verhalten, wenn man sich nur entsprechend krachledern benimmt. Plischke selbst gibt eine eindrucksvolle Beschreibung des Entwurfes:

“Der Bau ist ein reiner Holzskelettbau. Um das von dem Hügel herabkommende Wasser nicht aufzufangen, sind die durchlaufenden Steher auf Betonblöcke gestellt. Damit ist eine teure Isolierung vermieden. Um gute Fußbodenwärme zu sichern, besteht der Boden aus einer massiven Platte eng gefügter Baumstämme. Zwischen Zimmerdecke und Dachsparren besteht ein isolierender Luftraum. Die sichtbare Trennung zwischen Decke und Dach ergibt eine auflockernde und klare Differenzierung des Baukörpers. Die durchlaufende Fensterwand steht unabhängig, frei auskragend vor der Skelettkonstruktion. Der Dachüberhang schützt das Fenster vor der Sommermittagssonne, läßt aber die volle Wintersonne zu. Um den Umriß des Hauses mit dem dahinterstehenden Wald in Einklang zu bringen, wurde während des Entwurfsstadiums der Umriß in Holzlatten an Ort und Stelle errichtet. Zu gleicher Zeit wurde die Höhe der Fenster als Rahmung der Aussicht mit Hilfe des Gerüstes festgelegt”.

Als “Bauen mit der Landschaft” könnte man die Summe aller dieser Überlegungen bezeichnen.

Fachhochschule Vorarlberg, ehem. Bundes- Lehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie Dornbirn
Achstraße1, A-6850 Dornbirn
1954 -1960
Architekten: German Meusburger, Willi Ramersdorfer

Friedrich Achleitner, in: Österreichische Architektur im 20. Jhdt.,
Bd I, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Wien 1980.

Typisches Beispiel für die optimistische Architektur der fünfziger Jahre, die sich zunächst mit der Übernahme formaler Elemente der sogenannten “Internationalen Architektur” begnügte. Ein Prozeß, der in Vorarlberg durch die Schweizer Nachbarschaft beschleunigt wurde.


© Pez Hejduk 

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